Stolperstein für Gustav Heumann
In Linnich wurden am 28. Januar 2024 22 weitere Stolpersteine verlegt. Darunter einer für Gustav Heumann, dem liberalen Stadtverordneten zur Zeit der Weimarer Republik.
Auf Initiative von Reiner Havertz jr. und dem Linnicher Geschichtsverein wurden im letzten Jahr erstmalig in Linnich und im Nordkreis Stolpersteine verlegt. In diesem Jahr folgten 22 weitere für die Familien Jacoby, Schwarz, Heumann und Weber-Hertz. Die Familie Heumann betrieb in der Mahrstraße 21 ein Textilgeschäft.
Gustav Heumann war lange Zeit als Vertreter der Deutschen Demokratischen Partei, einem Vorläufer der FDP, Mitglied des Linnicher Stadtrats. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde ihm die Teilnahme an Ratssitzungen verweigert. Während der Reichspogromnacht wurde auch sein Geschäft von SA-Männern verwüstet. Trotzdem dieser Erlebnisse und der allgemeinen Entrechtung der jüdischen Bevölkerung, konnte er sich nicht vorstellen, dass sein Vaterland ihm etwas antun könnte. Zwei seiner Kinder flohen rechtzeitig und konnten dem Grauen entkommen. Eine Tochter wurde Opfer der „Aktion T4“, dem sog. Euthanasieprogramm. Gustav Heumann wurde mit seiner Frau, seinem Bruder und dessen Ehefrau im März 1941 in die Villa Buth abtransportiert und von dort nach Izbica deportiert. Dort wurden sie alle ermordet.
„Wir müssen uns erinnern. In einer Zeit, wo wieder offen über die Aussonderung und Vertreibung von unliebsamen Menschen diskutiert wird; in einer Zeit, wo antisemitische Straftaten deutlich zunehmen, müssen wir uns erinnern. Wir müssen uns erinnern, wozu Hass, Hetze und Ausgrenzung führen können. Nie wieder ist jetzt“, führt FDP-Vorsitzender Patrick L. Schunn aus.
Die Linnicher Liberalen werden die Kosten für den Stolperstein von Gustav Heumann spenden. „Wir wollen die Erinnerung an den einzigen jüdischen und liberalen Stadtverordneten zur Zeit der Weimarer Republik wachhalten“, so Schunn.